[Welt-Diabetes-Tag] 3 Schritte-Übung bei unangenehmen Emotionen

Morgen (am 14.11.) ist Welt-Diabetes-Tag!

Schon letztes Jahr habe ich darüber geschrieben, dass ich diesen Tag als etwas Positives empfinde, obwohl es ja eigentlich auf eine Erkrankung aufmerksam macht, die mein Leben mit 17 Jahren innerhalb von wenigen Sekunden für immer veränderte.

Doch genau diese Herausforderung hat mich dazu gebracht, die lebensfreude-heute Botschaften zu schreiben. Sie hat mich gelehrt, wie ich mit kniffeligen Situationen im Leben umgehen kann. Durch meinen Wegbegleiter Diabetes habe ich vor allem Gelassenheit und Akzeptanz gelernt. 

Ich möchte dir heute mit dieser wiederholten Spezialbotschaft eine 3-Schritte-Übung (siehe unten) für den Umgang mit unangenehmen Emotionen zeigen und dir Mut machen. Denn es ist möglich, mit solchen Empfindungen einen Friedenspakt zu schließen. Hast Du Lust dazu?


438A9284Manchmal zieht ein Sturm im Leben auf…

Ich weiß noch ganz genau, wie ich mich fühlte, als das Blutzuckermessgerät im Krankenhaus „High“ anzeigte, da der Wert zu hoch für eine Schnellmessung war.
Ich erinnere mich genau, wie die Krankenschwester unruhig wurde und eine 2. Messung direkt ins Labor schickte, um das Ergebnis genauer überprüfen zu lassen.
Ich habe noch genau im Kopf, wie ich die erste Nacht auf der Intensivstation lag und es um mich herum piepte…wie sich Angst und Hilflosigkeit in mir ausweiteten und wie unglaublich allein ich mich mit dieser Leben verändernden Diagnose fühlte.

Doch vor allem am Welt-Diabetes-Tag wird immer wieder deutlich: ich bin nicht allein damit!

Millionen von Menschen haben die gleiche Herausforderung zu meistern und für weitere Millionen Menschen heißt die Herausforderung zwar nicht „Diabetes“, doch sie hat ein anderes Gesicht: eine Erkrankung, der Verlust eines Menschen, besondere berufliche Belastungen, seelische Verletzungen, die uns ein Mitmensch zufügt oder eine Alltagsherausforderung, die im Vergleich zu einer Krankheitsdiagnose von außen betrachtet weniger „bedrohlich“ aussehen mag, doch sie kann ebenso starke Emotionen in uns auslösen, sie kann ebenso herausfordernd sein, sie kann uns ebenso komplett aus der Fassung bringen.

Gerade solche Gedanken darüber wie „Warum fühl ich mich nur so schlecht, eigentlich müsste ich doch glücklich sein.“, „Eigentlich habe ich doch wirklich keine Probleme, anderen geht es viel schlechter wie mir“ – genau DIE sind es, die solch eine Situation dann noch zusätzlich schwer machen.

Viele Menschen wünschen sich mehr Gelassenheit, doch wie soll man bloß ruhig bleiben, wenn Ärger, Frust und Sorgen nun mal vollkommen verständlich in einer entsprechenden Situation sind?

Der 1. Schritt in Richtung Gelassenheit beginnt jedenfalls NICHT damit, sich nicht mehr über das pubertierende Kind, die verletzenden Worte eines Mitmenschen oder die Diagnose einer Krankheit aufzuregen, traurig oder wütend zu sein. Denn wer versucht, seine Gefühle zu unterdrücken, leidet irgendwann noch mehr darunter. Also, kämpfe nicht dagegen an, sondern lass Sie raus und trainiere lieber einen neuen Umgang mit diesen Gefühlen.

Ja, es ist wirklich möglich, seinen Widerstand gegen solche Gefühle abzubauen. Wichtig ist jedoch, dass man nicht die Erwartung hat, negative Emotionen komplett verschwinden zu lassen. Sie werden manchmal bleiben, aber dein Leben künftig weniger beeinflussen. Denn statt den Großteil Deiner Aufmerksamkeit unbewusst auf deinen Ärger, deine Trauer, deine Sorgen zu richten und regelrecht davon „gelähmt“ zu werden, wirst Du wieder selbstbestimmter ins Handeln kommen, Du wirst Deine Lebenszeit trotz dieser Herausforderung so gestalten können, dass sie dich erfüllt.

Na, wie klingt das? Möchtest Du es ausprobieren?


3 Schritte für den Umgang mit unangenehmen Emotionen:

(Wichtiger Hinweis: Diese Übung hat einen Haken, sie funktioniert nur, wenn man sie auch wirklich ausprobiert und regelmäßig anwendet 😉 )

1. Schritt – Das Gefühl wahrnehmen und benennen:
Erkenne welche Emotion du gerade hast und spüre sie in deinem Körper. Wo fühlst du sie „Platzt dir gleich der Kragen“, „schlägt es dir auf dem Magen“ oder fühlst du dich wie „gelähmt“? Erforsche dieses Gefühl wie ein Wissenschaftler und grenze es klar in deinem Körper ab, erkenne seine Form, seine Weite…

2. Schritt – Atme tief durch:
Wenn du tief ein und langsam aus atmest, signalisierst du deinem Körper automatisch, dass du die „Gefahrensituation“ im Griff hast. Dein Stresssystem (erhöhter Herzschlag, angespannte Muskeln, Adrenalinausschüttung, etc.) beruhigt sich – ob du willst oder nicht 🙂
Wenn du ein paar tiefe Atemzüge genommen hast, stell dir vor, die nächsten Atemzüge erreichen den Bereich in deinem Körper, in dem du deine Emotion am stärksten wahrgenommen hast. Ebenso wie dein Bauch beim Atmen weit wird, kannst du auch die Stelle weit werden lassen, in der sich deine unangenehme Emotion befindet. Gib deiner Emotion den Raum, den sie braucht, so bekommt sie keinen Widerstand mehr…

3. Schritt – Zulassen und loslassen:
Sag deiner Emotion innerlich: „Du darfst da sein“, denn das darf sie ja tatsächlich. Es ist menschlich Emotionen zu haben, angenehme wie unangenehme. Doch schließe auch mit deinen UNangenehmen Empfindungen einen Friedenspakt. Frag dich nicht „wieso passiert MIR das immer, hab ich das wirklich verdient?“ oder „Warum zieht mich das so runter?“. Akzeptiere, dass diese Gefühle da sind und eben „gefühlt“ werden möchten. Gib ihnen durch eine bewusste Atmung Raum statt Widerstand und dann überlege dir, was du nun eigenverantwortlich tun könntest, um deinen Zielen entsprechend zu handeln. Was könntest Du trotz dieser Herausforderung tun, das Dir Freude, Dankbarkeit oder Zufriedenheit schenkt?

Du wirst sehen, sobald du Deine Emotionen annimmst und damit Stück für Stück in den Griff bekommst (anstatt es umgekehrt geschehen zu lassen), wirst du auf Ideen kommen, zu denen der Weg vorher vesperrt war. Auch wird es Dir in Konfliktsituationen mit deinem Gegenüber viel leichter fallen ein friedliches Gespräch zu führen, weil Du plötzlich selber Herr der Situation bist und nicht Deine aufbrausende Emotion.

ooo

Manche Herausforderungen lassen sich natürlich nie ganz aus der Welt schaffen, ja, auch mein Diabetes wird nicht einfach weg gehen, ganz gleich, ob ich mich dagegen wehre oder ihn akzeptiere. Manchmal ist es einfach an der Zeit zu sagen „Du bist nun mein Begleiter, machen wir das Beste daraus…“

Kurz nach meiner Diagnose hat mir dieser Satz extrem geholfen:
Die Frage nach dem „Warum“ ist verschwendete Energie!

438A8629In den Monaten nach meiner Diagnosestellung habe ich immer mehr gelernt, dass es nichts bringt, sich darüber zu grämen, warum ausgerechnet mir das passiert ist. Ich habe meine Trauer über den „Verlust manche Dinge nicht mehr so tun zu können wie früher“ angenommen, ich habe ihr erlaubt da zu sein. Und dann habe ich – ohne mich von diesen unangenehmen Gefühlen weiter davon abhalten zu lassen – meinen Zielen entsprechend gehandelt.

Trotz meiner recht gesunden Lebensweise kann ich zwar der Gefahr von möglichen Diabetes-Folgeerkrankungen nicht mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit entkommen, doch ich habe meine Angst davor gezähmt. Zuvor hat mich meine Angst gelähmt, nun erinnert sie mich sanft aus dem Hintergrund daran, mich regelmäßig zu bewegen, meinen Blutzucker oft genug zu messen, nur 1 Stück des leckeren Kuchens zu naschen anstatt 3 und eben das Leben auf meine Weise zu genießen.

Heute kann ich sagen:
mein Diabetes ist der perfekte Personal-Trainer, der mich immer wieder anspornt, herausfordert und irgendwie ein bisschen auf mich aufpasst 😉

Wenn auch du dich auf das „3- Schritte-Experiment bei unangenehmen Emotionen“ einlassen willst, trainiere die oben genannte Übung und beobachte, was passiert. Du wirst nicht von heut auf morgen zum Akzeptanzkünstler, doch immer öfter wird es dir gelingen – mal mehr, mal weniger gut. Emotionen sind wichtig, sie können wertvolle Impulse geben, doch vergiss nie: die Regie in Deinem Leben führst immer noch du selbst…

Einen wundervollen Tag und von Herzen alles Gute

Deine Karima Stockmann von
www.lebensfreude-heute.de


Posted on 13. November 2015 by Karima. Schlagwörter: , ,


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3 Comments

  1. Anne sagt:

    Liebe Karima,

    ich möchte mich bei dir bedanken für deine Offenheit, mit der du über dein Diabetes sprichst. Dein Umgang damit ist wirklich beispielhaft für viele Menschen. Nicht Ablehnung, sondern Annahme und sogar Dankbarkeit.
    Damit ist dein Diabetes nicht nur für dich ein Lehrer, sondern auch für all die anderen Menschen, die du mit deinem Newsletter erreichst.
    Du hast so eine liebevolle, natürliche und positive Ausstrahlung – auf dafür DANKE! Ich war jedenfalls tief berührt von dieser Ausgabe von lebensfreude-heute. Das wollte ich dir doch noch sagen :o)
    Ganz liebe Grüße von Herzen,
    Anne

  2. Christoph Stuch sagt:

    Hallo,
    seit einiger Zeit versuche ich auch gelassener zu werden und mache viele Übungen und Meditation.
    Leider, so wie im Moment, kommt dann doch eine Niedergeschlagenheit und ich habe einen Kloß im Hals.
    Nur leider weiß ich nicht warum, denn eigentlich geht’s mir ganz gut. Ich hoffe, ich finde heraus, was mich bedrückt, damit ich dem gelassen entgegen treten kann. Ich werde im wahrsten Sinne des Wortes mal in mich gehen und nach der Ursache forschen.
    Danke im Übrigen für Deine Tipps und dem Zufall, der mich auf Deine Seiten geführt hat.
    Das sollte wohl dann in der derzeitigen Situation so sein.

    Liebe Grüße und weiter so

    Christoph

    • Christiane sagt:

      Danke für Deine offenen Worte…in ihnen wird für mich gerade im Grunde genau das zur Wahrheit, was Karimas Text besagt: Wir sind nicht allein mit dem, was wir in uns tragen…..wir teilen es mit einer riesigen Anzahl von Menschen….und die coolen davon haben mir nie etwas bedeutet…..Ich grüße Dich von Herzen und werde demnächst immer daran, dass Du da draußen herumläufst und es Dir auch so geht…:-)……
      Christiane