Heute Abend passierte meinem Mann ein kleiner Zwischenfall, der mich selbst an die Grußkarte vom Dienstag erinnerte: Auf dem Weg zur U-Bahn bemerkte er eine Frau, die mit voller Kraft versuchte, einen Mann aus dem Gebüsch zu ziehen. Er eilte sofort zur Hilfe und es stellte sich heraus, dass der Gute nicht grundlos vom Weg abgekommen war, sondern dass ihn seine „schweren Promillezahlen“ ins Gebüsch gezogen hatten, wo er nun vorhatte im kalten Regen ein Schläfchen zu halten.
Die beiden schafften es jedoch den Mann in seine zwei Straßen weiter entfernte Wohnung zu hieven. Auf dem Weg dorthin schüttete er seinen beiden Helfern sein Herz aus, das getrübt von zahlreichen Sorgen und Problemen war. Nachdem sich mein Mann und die hilfsbereite Unbekannte schließlich von dem Unglücksraben verabschiedet hatten und wieder in Richtung ihrer eigentlichen Ziele aufbrachen, sagte die Frau abschließend noch voller Erleichterung:
„Bis eben dachte ich ja eigentlich, ICH hätte heute einen richtig schlechten Tag, aber jetzt…?“
Ist es nicht oft im Leben so: unsere täglichen Gedanken („Ich hab heut einen schlechten Tag“) und die dadurch entstehenden Gefühle werden stark davon beeinflusst, mit wem wir uns vergleichen.
Berichten all unsere Bekannten von dieser und jener Reise oder von allen möglichen spannenden Hobbys, Ausflügen und Events, haben wir plötzlich das Gefühl viel weniger Urlaub, viel weniger Abenteuer, viel weniger Freizeit in unserem Leben zu haben als andere, wir fühlen uns benachteiligt. Hören wir aber von verschiedenen Schicksalsschlägen im Bekanntenkreis, schätzen wir uns umso glücklicher, weil unsere „Wehwehchen“ im Vergleich dazu irgendwie doch nicht mehr so bedrohlich erscheinen.
Vergleiche anzustellen ist das Natürlichste der Welt und meistens geht es völlig automatisch und unbewusst von statten. Es geht nicht darum, sich von dieser Angewohnheit völlig frei zu machen – schließlich kann es auch Vorteile haben, es kann uns anspornen, es kann uns dankbar machen.
Doch manchmal fühlt man sich dadurch eben auch unwohl oder unzufrieden.
Ich habe mir deshalb angewöhnt, mir folgende Frage zu stellen, sobald ich einen „vergleichenden Gedanken“ entlarve, der ein ungutes Gefühl in mir auslöst:
Ist dies ein hilfreicher Gedanke? Nützt er mir?
Und wenn das nicht der Fall ist, wenn er nicht hilfreich, sondern energieraubend, vielleicht sogar einschüchternd wirkt, frage ich mich: Wie könnte ich diesen Gedanken umformulieren, so dass er zu einem „hilfreichen“ Gedanken wird, der mich beispielsweise beruhigt oder eben im positiven Sinne anspornt?
Wenn auch Du mal ein ungutes Gefühl aufgrund eines negativen Gedanken verspürst, schicke diesen Gedanken doch einfach auch mal in den Gedanken-TÜV. Überprüfe ihn auf seine „Fahr-/Lebenstauglichkeit“, auf seine Wirkung in Dir und entscheide dann, ob er nicht vielleicht lieber ausgetauscht werden sollte, weil er Dich zum Stillstand und Verzweifeln bringt statt zum Gasgeben in Richtung Glück…
Ich wünsche Dir viel Spaß auf der Überholspur!
„Lebensfreudige“ Grüße
Deine Karima Stockmann
Posted on 31. Juli 2015 by Karima Stockmann. Schlagwörter: Achtsamkeit, Klarheit, Veränderung, Zufriedenheit