Das Geheimnis der Spiegelneuronen

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Durch die Medien bekommen wir Meldungen aus aller Welt ohne große Zeitverzögerung und oft ungefiltert auf unsere Bildschirme, lesen in Zeitungen darüber, hören die Nachrichten in Radio und Fernsehen.

Dadurch haben wir teil an Erfreulichem und Traurigem, Hoffnungsbringendem und Besorgniserregendem. Vieles davon konfrontiert uns auch mit unserer eigenen Gefühlswelt und so verschwimmen oft die Grenzen zwischen dem Vorkommen in einem hunderttausend Kilometer entfernten Ort und dem eigenen Leben. Man empfindet Mitgefühl.

Viele Menschen „fühlen“ jedoch nicht nur mit, sie „leiden“ mit. Sie haben so starke Emotionen, als ob sie sich selbst in einer negativen Situation befinden würden. Woher kommt das? Und kann man etwas dagegen tun?

Das Geheimnis der Spiegelneuronen

Bildschirmfoto 2015-04-27 um 17.36.17Erst im Jahr 1996 entdeckte eine italienische Forschergruppe quasi zufällig die sogenannten Spiegelneuronen (Spiegelzellen), als sie bei Schimpansen untersuchten, welche Gehirnbereiche beim Planen und Umsetzen von Handlungen aktiv sind. Die Ergebnisse waren faszinierend:

Im Gehirn eines Schimpansen aktivierten sich beim Greifen nach einer Nuss bestimmte Nervenzellen. Beobachtete der Schimpanse jedoch, wie ein Forscher nach der Nuss griff, waren im Gehirn des Schimpansen fast die identischen Neuronen aktiv wie zuvor, obwohl er diesmal selbst nicht in die Handlung involviert war.

Ähnliches kennen wir aus unserem Alltag: wir machen einen quälenden Gesichtsausdruck, wenn wir beobachten, wie sich jemand verletzt, unsere Augen werden feucht, wenn in einem Film etwas Trauriges passiert und schon Babys lassen sich von einem Lächeln anstecken und trainieren damit ihre Spiegelneurone.

Unseren Spiegelzellen haben wir also diese früher überlebenswichtige Fähigkeit des „Spiegelns“ zu verdanken. Durch sie können wir die Mimik und Gestik unserer Mitmenschen interpretieren und daraus Schlüsse für unser eigenes Handeln ziehen.

Unzählige Erfahrungen in der Kindheit sind nötig, um als Erwachsener ein ausgeklügeltes Spiegelneuronen-System entwickelt zu haben. Abhängig von diesen (bei jedem Menschen anders ausgebildeten) Fähigkeiten nehmen wir Emotionen von anderen Menschen sehr stark auf oder aber es fällt schwerer, sich in die Situation eines anderen hineinzuversetzen. Je nach dem wirken wir auf andere Menschen als wenig oder sehr empathisch. Und auch unsere Intuition wird stark von unseren Spiegelneuronen beeinflusst.

Natürlich kann man seine Spiegelzellen auch als Erwachsener noch fleißig Trainieren – die Wissenschaftler sagen: Use it or lose it! (Benutze es oder verlier es!)

 

Weniger ist manchmal mehr…

Heutzutage kann es jedoch auch vorkommen, dass wir durch den hohen Medienkonsum geradezu von Reizen überflutet werden. In der Werbung lächeln uns ständig irgendwelche fremde Gesichter an, die uns vermitteln, dass auch uns dieses unwiderstehliche Produkt besonders gute Laune machen würde. In den Nachrichten sehen wir Tag für Tag Szenen, die unser Angstzentrum in Alarmbereitschaft setzen und in vielen Filmen und Dokumentationen werden unsere Spiegelneuronen durch Gewalt- und Streitszenen so sehr aktiviert, dass wir sogar nach Abschalten des Fernsehers noch weiter darüber grübeln – bewusst oder völlig unbewusst im Hintergrund.

Es gibt im Leben unzählige Auslöser, die unsere Spiegelneuronen aktivieren und denen wir uns nicht entziehen können. Doch wir haben die Wahl, ob und in welcher Intensität wir uns durch weitere, vermeidbare Stressfaktoren beeinflussen lassen wollen.

Ich möchte Dich heute einfach daran erinnern, dass Dein Gehirn ein Wunderwerk ist und dass es Dir diese faszinierende Gabe des Mitgefühls verleiht. Vielleicht möchtest Du ja in den nächsten Tagen mal darauf achten, wie Du diese Fähigkeit nutzen kannst, um auch reichlich positive Emotionen und Situationen zu entdecken und zu spiegeln.

August 2012 (c) W. Brenneis

Verwöhne Deine Spiegelneuronen zum Beispiel mit lachenden Gesichtern, indem Du Dich mit gut gelaunten Freunden, Verwandten und Bekannten umgibst oder Dich einfach auf eine Parkbank setzt und fröhliche Menschen bei ihren Freizeitaktivitäten oder Hunden beim Herumtollen zusiehst. Allein das kann Dir ein gutes Gefühl schenken.

Oder Du machst einem Menschen heute eine Freude und wirst dank Deiner Spiegelneuronen selbst mit Freude beschenkt, sobald Du siehst wie das Gesicht des Beschenkten zu strahlen beginnt…

Die Fähigkeit Empfindungen seiner Mitmenschen wahrzunehmen und dadurch selbst auf gewisse Weise daran teilzuhaben besitzt wie schon gesagt jeder Mensch – der eine mehr, der andere weniger. Doch es gibt übrigens auch Situationen, in denen man in einer Emotion so stark gefangen ist, dass die Spiegelneuronen und somit die Stimmungen der anderen so gut wie keinen Einfluss mehr nehmen können. Dann erzwinge es nicht, sondern lass dieser starken Emotion im Vordergrund erst den Raum, den sie braucht (siehe Übung Gelassenheit).

Ich wünsche Dir viel Freude und Neugier beim näheren Entdecken Deiner Spiegelneuronen!
„Lebensfreudige“ Grüße

Deine Karima Stockmann

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Posted on 28. April 2015 by Karima. Schlagwörter: , , ,


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