Wow, was für ein intensiver Jahresstart! Die ersten zwei Monate des Jahres waren eine wilde Achterbahnfahrt der Gefühle: von mütterlicher Sorge und körperlichen Grenzerfahrungen bis hin zu hoffnungsvollem Vertrauen und friedvoller innerer Ruhe – es war einfach alles dabei!
Wie war Dein Jahresstart – ebenso turbulent in beide Richtungen oder hat ein spezielles Gefühl Dein beginnendes 2018 bestimmt?
Nun ist der März bereits angebrochen und in den kommenden Tagen darf ich mich gemeinsam mit meiner kleinen Familie in unserer vorerst letzten Elternzeit-Etappe noch einmal stärken, neu ausrichten und Dir von meinen zurückliegenden, intensiven Wochen berichten. Denn fast jeden Tag gab es Inspirationen, Lehrstunden, Entscheidungen, Veränderungen, Herausforderungen oder Geschenke, die ich am liebsten immer gleich sofort mit Dir geteilt hätte, damit Dich meine Worte im Alltag ein paar Minuten innehalten lassen und liebevoll von der Seite anstupsen – hin zu einem bewussten und zufriedenen Leben, hin zu Dir selbst!
Neu beginnen möchte ich mit einem Experiment, das mir bei vielen meiner Erfahrungen in den Sinn kam…
(nicht zu verwechseln mit den weisen „3 Sieben des Sokrates“ – Klick 🙂 ).
Ein einfaches, kinderleicht durchführbares Experiment das plakativ aufzeigt, wie stark das subjektive Empfinden einer bestimmten Situation von unserem vorherigen Erleben abhängt.
Willst Du selber den Versuch wagen (vielleicht ja auch mit Freunden, Familie, Kollegen oder Klienten/Schülern)?
Dann stelle drei große Schalen auf und fülle die erste Schale mit sehr kaltem Wasser, die zweite Schale mit Zimmertemperatur warmem Wasser, die dritte Schale mit sehr warmem Wasser (bitte nicht zu heiß!).
Nun legst Du für eine Minute Deine rechte Hand in das Kaltwasserbad und gleichzeitig Deine linke Hand in das Sehr-Warmwasserbad. Nach Ablauf der Zeit wechseln beide Hände rasch in die mittlere Schale mit dem Wasser in Zimmertemperatur ohne sich zu berühren.
Obwohl nun beide Hände das gleiche Bad nehmen, wirst Du das Wasser an der rechten Hand als warm, an der linken Hand hingegen als kalt empfinden.
Und beide Hände haben Recht!
Doch da ihr vorheriges Erleben sehr unterschiedlich war (nämlich einmal heiß und einmal kalt), nehmen sie nun die neue Situation komplett unterschiedlich wahr.
Dieses nachvollziehbare, aber irgendwie auch faszinierende Ergebnis kann man nicht nur bei körperlichen, sondern auch bei seelischen Empfindungen beobachten. Ein und derselbe Mensch kann eine bestimmte Situation z.B. als sehr belastend – nahezu unerträglich – oder eben auch als „puh, nicht schön, aber es könnte schlimmer sein“ erleben, je nach dem in welcher „Wasserschale er sich zuvor befand“, je nach dem von welchem Blickwinkel aus er seine neue Situation betrachtet.
So wie ich zum Beispiel, als mein Töchterlein Mitte Januar bei einem Kindergeburtstag einen Haushaltsunfall erlitt.
Alles war sehr aufregend und unsortiert im Geiste – vor allem als ich unser narkotisiertes, regungsloses Kind auf einer harten Liege in den Händen eines Fremden zurück lassen musste. Ich übte mich in tiefem Vertrauen und versuchte durch die starke Mutter-Kind-Bindung meinen Teil zum OP-Erfolg beizutragen. Doch es war herausfordernd diese unterschiedlichsten Gefühle unter Kontrolle zu behalten.
Als unser tapferes Mädchen aus der ersten Narkose aufwachte und wir gemeinsam in ihr Krankenhaus-Zimmer fuhren, relativierten sich meine Gefühle plötzlich. Denn dort wartete ihr 9-jähriger Zimmergenosse bereits auf sie. Die Mutter hatte das Fenster verdunkelt, da er auf jegliches UV-Licht mit Verbrennungen auf der Haut reagierte, einige seiner Gliedmaßen waren verknöchert, er saß in einem Rollstuhl und tat sich schwer beim Sprechen…
Doch er war trotzdem so redselig, so neugierig, so frech, so Kind, dass wir alle gemeinsam zwei schöne Stunden verbrachten, ehe er auf sein Zimmer für Langzeitaufenthalte verlegt wurde.
Der kleine Junge ließ uns mit einem Gefühl zurück, das ich kaum in Worte fassen konnte. Denn ich war betroffen von seinem Schicksal (einem angeborenen Gendefekt) und zugleich auch so dankbar darüber, dass mein Kind es leichter hatte, dass ich als Mama es leichter hatte. Plötzlich erschien dieser doofe Unfall so klein und so viel weniger belastend als zuvor.
Natürlich begegnen wir nicht immer Menschen, denen es noch schlechter geht und jegliche Gefühle, die wir persönlich in unserer eigenen Situation verspüren, dürfen da sein.
Nichts desto trotz denke ich, dass es manchmal hilft, sich das Drei-Schalen-Experiment ins Gedächtnis zu rufen, um sich selbst und die eigene Situation ein wenig mit Abstand betrachten zu können.
Wir geben uns damit selbst die Möglichkeit unsere Wahrnehmung so zu steuern, wie sie sich für uns angenehmer anfühlt.
Und das gilt natürlich nicht nur für Herausforderungen, sondern auch für ganz Alltägliches. Ich durchlaufe immer wieder ganz bewusst dieses Gedankenspiel: Wie würde ich diese oder jene Situation wohl erleben, wäre ich zuvor in der Schale „auf der anderen Seite“ gewesen? Wenn es nicht normal für mich wäre, sauberes Wasser aus dem Hahn oder nährstoffreiches Essen jeder Zeit zugänglich zu haben, wenn ich nicht schon immer in einer Stadt leben würde, in der es ein sehr gut ausgebautes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln gäbe?
Wie sehr würde ich all das schätzen, wäre es nicht schon immer selbstverständlich gewesen?
Und allein durch diese Frage füllt sich mein Herz sofort mit Dankbarkeit, mit Wertschätzung und mit Verständnis mir selbst gegenüber. Denn durch das Webersche Drei-Schalen-Experiment können wir auch besser nachvollziehen, weshalb uns manche Dinge aus der Bahn werfen, die andere Menschen noch nicht mal als herausfordernd bezeichnen würden.
Wir können dadurch milder mit uns selbst sein und dann bewusst die andere Perspektive einnehmen, wenn wir das möchten.
Vielleicht magst auch Du dieses Gedankenspiel einfach mal in verschiedenen Situationen ausprobieren. Ich bin super gespannt, was Du berichtest! Lass mich gern per Kommentar (siehe unten) wissen, was Du davon hältst und ob Du den Versuch vielleicht sogar wirklich als echtes Experiment mit den 3 Wasserschalen nachgestellt hast. 🙂
Von Herzen „lebensfreudige“ Grüße
Deine Karima Stockmann
Posted on 5. März 2018 by Karima. Schlagwörter: Gelassenheit, Leben, Veränderung, Zufriedenheit
Hallo liebe Karima,
Zu deinem Artikel: Ja, es kommt immer auf die Perspektive an, wie man etwas bewertet. Leider bewerten bzw. beurteilen die Menschen immer viel zu viel. Das scheint ein Grundbedürfnis der Menschen zu sein. Hat aber oft den Nachteil, dass man dadurch unzufrieden ist/wird.
Ich habe jetzt noch eine Bitte an Dich. Könntest du in deinem nächsten Newsletter ein klein wenig Werbung für das Cosmic Cine Filmfestival 2018 machen. Hier die Internetadresse:
http://www.cosmic-cine.com/
Liebe Grüße und gute Besserung für dein Töchterlein
Wilfried
Liebe Karima,
ich bin irgendwie erst heute dazu gekommen, Deine Nachricht zu lesen.
Ich war wieder tief berührt. Ich versuche immer wieder, die Unebenheiten des Lebens und auch die Hochs von außen zu betrachten. Mir nicht die Gedanken zu machen, warum passiert mir das gerade, sondern alles mit Dankbarkeit entgegenzunehmen und auch meinem Gegenüber stets mit Wertschätzung zu begegnen. Denn ich wäre nicht ich, wenn ich nicht meine Erinnerungen hätte, die Menschen nicht getroffen hätte, denen ich begegnet bin …
Danke für Deine Geschichte. Ich hoffe, Dir und Deiner kleinen Familie geht es wieder richtig gut.
Danke Euch für Eure Kommentare unter diesem Post und Eure E-Mails, die ihr mir geschickt habt, da es teilweise sehr persönliche Gedanken waren…
Ich wünsche Euch allen – vor allem natürlich auch den „Achterbahn-Fahrern“ nach einem wilden Ritt in den ersten Wochen des Jahres – genügend Zeit zum Ausruhen und Kraft tanken!
Alles Liebe
Eure Karima
Danke, Karima 🙂
Kalt oder Warm ? Ich übersetze das heute mal mit der Auswahl:
a) Es ist Winter oder
b) Es wird Frühling…..
🙂 Schneeglöckchen und Narzissen im Vorgarten 🙂
Liebe Karima,
möge Mila Jasmin voll genesen und die „Wunden“ gut verheilen.
Story short: ich erlebte einen Sturm par excellence! (Emotional/finanziell) 3 Jahre, 8 Mon. ohne Bezahlung als caregiver gearbeitet. Das vom Gericht mir zu gesagte Geld wird von der gegenerischen Seite zurück gehalten, außerdem ultimative aus dem Haus geworfen. Eine g u t e Bekannte gewährte mir 4 Wo. Un–terkunft! Luckily I’m not homeless!
Ich bin sehr dankbar für alle Wohltaten!
Liebe Karima,
vielen Dank für die inspirierenden Gedanken. Ich kenne diese „Erfahrungs-Spirale“ aus meinem eigenen Erleben in der Begleitung von meinen 3 Kindern (die inzwischen – Gott sei Dank – „groß“ und „gut unterwegs sind“) und habe heute von einem Schicksal in meinem Umfeld erfahren (Diagnose MS bei einem Elternteil), die meine Sorgen und Nöte – für mich – ganz schnell „relativiert“ haben.
Es bereitet Dich NICHTS darauf vor, was auf Dich zukommt, wenn Du Dich darauf einlässt, ein Kind zu empfangen, zu gebären und dabei zu unterstützen, seinen/ihren Weg im Leben zu finden. Es ist – wirklich – eines der größten Abenteuer im Leben – Chapeau für Dich und mich und alle Eltern, die sich jeden Tag diesem „Abenteuer“ stellen. Und wie groß ist das Glück, wenn ein Lächeln, eine Umarmung zurückfließt!!
Liebe Karima,
vielen Dank für Deine heutige Botschaft mit dem Wasserversuch.
Ich denke es gibt jeden Tag wofür man sich bedanken kann.